Bis in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts reicht die Geschichte der Liedertafel Freienohl zurück.
Der Lehrer Leismann wird in der Gründungsurkunde vom 24.11.1847 als Stifter der Liedertafel genannt. 16 sangesfreudige Männer fanden sich zusammmen um einen vierstimmigen Männerchor zu gründen. An erster Stelle wird der Amtsbeigeordnete Wiethoff als Unterzeichner der Statuten aufgeführt, ihm folgen Namen bekannter alt eingesessener Freienohler Familien.
Dem Gründungsstatut wurde vom Landrat in Arnsberg unter dem Vorbehalt zugestimmt, daß solange sich die Gesellschaft mit Anstand benehme und zu keinen polizeilichen Ausstellungen Veranlassung gebe, geduldet werde. Andererseits zeigte sich der Landrat großzügig und sah es nicht für erforderlich an eine Polizeistunde zu bestimmen und die zu singenden Lieder vorher einer Zensur zu unterziehen, da dieses die Freiheit einer geschlossenen Gesellschaft zu sehr beschränke.
Aufzeichnungen über das Vereinsleben aus diesen Gründungsjahren sind nicht erhalten geblieben. Ab 1869 liegen regelmäßige Aufzeichnungen in Form eines sehr detailiert geführten Protokollbuches vor. Auch eine neue Gründungssatzung aus diesem Jahr, die sich inhaltlich an die Statuten aus dem Jahre 1847 anlehnt, wurde unter der Federführung des Amtmannes Ley, der bis 1875 Vorsitzender war, erlassen. Das ursprüngliche Gründungsjahr wurde in die neue Satzung nicht übernommen, jedoch der bisherige Vereinsname "Liedertafel", obwohl die Epoche der Liedertafel Gründungszeit längst vorüber war und sich die jetzt gegründeten Männerchöre entsprechend des damaligen Zeitgeistes oftmals den Namen Concordia (Eintracht) gaben. So trägt auch die im Jahre 1870 angeschaffte, überaus farbenfrohe und mit Weinlaub und Blumengebinde dekorierte, Vereinsfahne die Aufschrift :
Bis zum Jahre 1990 ist man bei der Liedertafel Freienohl vom Gründungsjahr 1869 ausgegangen, bis sich durch Zufall in den verstaubten Akten des ehemaligen Amtes Freienohl die Gründungsstatuten und der behördliche Schriftwechsel aus dem Jahre 1847 auffanden und man sich seitdem auf eine ältere Tradition berufen kann.
Das sehr aufschlußreich geführte Protokollbuch gibt einen Einblick in das rege Vereinsleben der damaligen Zeit, läßt aber auch die einfachen Lebensverhältnisse erkennen als noch mit Pferd und Wagen die Sängerschar zu Ausflügen und Sängerfesten gefahren ist, als die Versammlungs - und Festräume mit Laternen und Lampions ausgeleuchtet worden sind.
Trotzdem haben die "Liedertäfler" aus der Gründerzeit das Beste aus dieser Zeit gemacht. Die Liedpflege und die Geselligkeit waren Stützpfeiler auf denen die Sängergemeinschaft ruhte und die gesellschaftlichen Ereignisse innerhalb eines Sängejahres waren die Höhepunkte im damaligen Vereinsleben.
Neben der intensiven Liedpflege und der gesel ligen Unterhaltung waren in den Anfangsjahren die jährlichen Ausflüge in die freie Natur und die Nachbarorte sehr beliebt.
Ausflugsziele waren : 1869 Wennemen und Wildshausen, 1870/72/73/74/78/ 79/80 der 420m hohe Küppel, 1870/74/76 das Gasthaus Berens in Oeventrop, 1876 Gasthaus Hoffman in Rumbeck, 1881/82/84 und 91 der Schützenplatz und -halle. Der Chronist vermerkt hierzu : "Bei Freibier herrschte ungetübter Frohsinn bis zum Anbruch der Dunkelheit" oder "Lustig gesungen, rüstig getrunken". Um 1874 kam dann "ein Neues hinzu" wie der Chronist zu berichten weiss :
Zur Unterhaltung der Vereinsmitglieder und deren Frauen führte man humoristische Theaterstücke auf, denen lebhaftes Interesse abgenommen wurde. Eine kleine, selbstgezimmerte Bühne mußte uns damals die "Welt" bedeuten". 1875 und 1883 fanden in der Knabenschule öffentliche Theatervorstellungen statt.
Der Reinertrag wurde den "Abgebrannten in Paderborn , und den durch Überschwemmung Geschädigten im Rheinland zugewendet ". Neben den Ausflügen und Theateraufführungen traten mit der Zeit zwei neue Aktivitäten in den Vordergrund. Jährlich feierte man mit wenigen Ausnahmen das Stiftungsfest. Dieses Fest erfreute sich allgemeiner Beliebtheit, förderte den Gemeinschaftssinn und schenkte allen Beteiligten Stunden unbeschwerter Fröhlichkeit, da dergleichen Unterhaltung sonst anderweitig nicht geboten wurde. Nach anfänglichem Conzert wurde ab sieben Uhr abends der Tanz eröffnet. Auch die Bühnenkünstler und Humoristen traten bei dieser Feier in Aktion. Des Kaisers und Königs Geburtstag war das andere Ereignis, das in jedem Jahr ausgiebig gefeiert wurde. Aus der Vereinskasse wurde ein Geldbetrag für Freibier bereitgestellt.
Auch im öffentlichen und kirchlichen Leben des Ortes war die "Liedertafel" in den Jahren vor 1900 bereits fest eingebunden. So beteiligte man sich durch Liedvorträge am Erinnerungsfest des Kriegervereins 1887 , bei der Einweihung des Kriegerehrenmals 1888, bei der Feier am Ehrenmal aus Anlass des Todes des Kaisers Friederich 1888, bei der Einweihung der neu errichteten Schützenhalle 1890 und bei der Gestaltung des Festes zur Erinnerung an den Krieg 1870/71 im Jahre 1895.
Bei der vom Pfarrer Falter 1892 in der neuen Schützenhalle veranstalteten Kath. Arbeiterversammmlung war auch die Rombergsche Musikkapelle aus Amsberg beteiligt und abwechselnd erfolgten Musik - und Gesangvorträge . Im kirchlichen Bereich waren es Gesangbeiträge aus Anlass des Weißen Sonntag und Allerseelen. Zum Einüben einer lateinischen Messe wurde der Chor eigens um 15 Sänger verstärkt.
Die Übungsstunden fanden in Form von geselligen Zusammmenkünften an Sonntagnachmittagen und -abenden statt. Das Vereinslokal befand sich an der Hauptstraße gegenüber der Kirche. ( Kerstholt später Hachmann)
Gesungen wurden Lieder aus dem Liederbuch für Männergesang, dem sogen. "Rütly". Im Jahre 1887 wurde weiteres Notenmaterial angeschafft und zwar "Rütly Sammlung II", Greffs Männerlieder und Kuntztes humoristsche Lieder.
1894 veranstaltete die Liedertafel Freienohl erstmals ein eigenes Jubitäumsfest aus Anlaß des 25 jährigen Bestehens unter Mitwirkung von 24 Vereinen mit 600 Sängern. Zum Schmuck der im Jahre 1890 errichteten Schützenhalle (heute Fa. Hahne) benötigte man 100 Lampions, 100 Kerzen und 100 Fähnchen.
Das für die damalige Zeit großangelegte Festprogramm mit Früh - Concert, Festessen, Festzug, Concert und Festball unter Nennung der 24 beteiligten Vereine. Ebenso das Gruppenfoto der aktiven Sänger mit Namen. Am 15.8.1898 nahm die Liedertafel erstmals an einem Gesangwettstreit teil. Beim MGV Westfalia Neheim errang man in der III. Klasse den 1. Preis und den 1. Ehrenpreis.
In den folgenden Jahren bis zum 1. Weltkrieg, der sogenannten "Guten alten Zeit", verlief das Vereinsleben in gewohnter Weise. Hinzu kam eine Christbaumfeier in der Weihnachtszeit mit einer Bescherung der Kinder, deren Zahl desöfteren über 100 lag.
Eine neue Vereinsfahne wurde im Jahre 1904, für 380 Mark, angeschafft. Die Fahnenweihe erfolgte anlässlich eines Gesangfestes, an dem sechs Gastvereine teilnahmen, durch den Ortspfarrer Steinmann.
Am 200 jährigen Jubelfest der Schützenbruderschaft Freienohl war die Liedertafel mit Liedvorträgen 1902 beteiligt.
Unser Chor hatte zu dieser Zeit eine konstante Stärke von 30 Sängern und stellte sich nun auch in Wettstreiten und öffentlichen Veranstaltungen dem Vergleich mit anderen Chören. Die großen Mühen, die Ausdauer und der regelmäßige Probenbesuch wurden belohnt mit vielen Preisen und Auszeichnungen, die man bei diesen Veranstaltungen erringen konnte.
Sogleich mit Beginn des neuen Jahrhunderts, am 10. und 11. Juni 1900, veranstaltete die "Liedertafel" in der Schützenhalle zu Freienohl selbst einen großen Gesangwettstreit, an dem 13 Vereine teilnahmen, es waren dieses: Liedertafel Meschede, Concordia Eversberg, Eintracht Bruchhausen, MGV Endorf, Landwehrverein Neheim, Accordia Herdringen, MGV Warstein, Westfalia Dortmund, Liederkranz Hüsten und der Kriegergesangverein Neheim. Als Preisrichter fungierten: Professor Schwarz Köln, Musikdirektor Krüsch Düsseldorf und Chordirektor Steinkühler aus Hagen.
Der nachstehende Ausschnitt aus der damaligen Tageszeitung kündigte dieses große Ereignis an.
In der folgenden Zeit bis zum 1. Weltkrieg nahmen wir an den nachstehenden Wettstreiten teil: 1900 "Liederkranz Hüsten", 1901 Cäcilia Neheim, 1910 Sängerbund Fröndenberg, 1911 MGV Menden und am 21.6.1914 beim MGV Lüchteringhausen.
Gesangfeste der Nachbarvereine wurden besucht: 1902 MGV Calle, 1903 MGV Oeventrop, 1906 MGV Wennetal Berge und 1909 bei der Eintracht in Hachen.
Am 17. und 18. Mai 1913 war die Liedertafel Freienohl Veranstalter eines großen Gesangfestes an dem 15 Gastvereine teilnahmen.
Die Tageszeitung berichtete damals hierzu:
"Der Vorstand des Vereins hat es verstanden, das Fest so zugestalten, daß ein Jeder mit dem Bewußtsein nach Hause ging: Der Gesangverein Liedertafel hat etwas vorzügliches geboten."
Am 2.8.1914 kam das Vereinsleben jäh zum Erliegen. 40 Sänger wurden zum Militärdienst einberufen. So auch der Dirigent Adolf Krämer. Vier Sänger sind aus diesem Krieg leider nicht zurückgekehrt, u.a. auch der Schriftführer Paul Schindler. Dieser schrieb unter das Schlußprotokoll von 1914: "Gott gebe, daß diese schwer bedrängte Zeit bald ein Ende nehme und daß wir im neuen Jahr den lang ersehnten Frieden erhalten. Dann erst wird es möglich sein, die Interessen des Vereins weiter zu wahren".
"Es war keine frohe Heimkehr und doch atmete die Welt auf. Der Krieg war zu Ende, wenn auch keine Friedensglocken läuteten", schreibt Fritz Gördes in's Protokollbuch.
Im Januar 1919 fand man sich erstmals wieder zusammen und begann mit den Gesangproben. Ein allgemeines Aufatmen nach den schweren Kriegs ahren geht aus den, Aufzeichnungen hervor. So traten im März 1919 50 neue Sänger in die Liedertafel ein.
Im August 1920 wurde aus.Anlass des 50 jährigen Bestehens ein großes Gesangfest unter Mitwirkung von 11 Gastvereinen veranstaltet.
In dem folgenden Jahrzehnt war ein überaus aktives Vereinsleben festzustellen, besonders im humoristisch und unterhaltsamen aber auch im gesanglichen Bereich, So veranstaltete man öffentliche Theateraufführungen sowie Vokal- und Instrumentalkonzerte. In den Jahren 1922 und 192 3 hatte man das bekannte Lehrer Orchester Rosemann aus Rüthen zu Gast. Dann gastierte mehrmals das Konzert - Orchester Arnsberg im Saale Bracht. Öffentliche Theateraufführungen waren an der Tagesordnung und erfreuten sich solcher Beliebtheit, daß oft mehrmalige Wiederholungen angesagt waren. Dem Vorstand der Liedertafel war eigens ein humoristischer Leiter zugeordnet. (Fritz Gördes und später Hubert Korte) Es war eine fröhliche Liedertafel und sie hatte ein reichhaltiges Programm. Fastnachtsfeiern waren angesagt , es folgte ein sogen. Enunausgang zu Ostern, ein Sommerfest mit Kinderbelustigung auf dem Schützenplatz und zum Jahresende die Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung und anschließenden humorischtischen Einlagen sowie interne Theateraufführungen.
Die Liedertafel förderte so den Gemeinschaftssinn und schenkte allen Beteiligten Stunden unbeschwerter Fröhlichkeit.
Die Zeit NS-Diktatur nach 1933 wirkte sich allgemein lähmend auf das Vereinsleben aus. Der Chronist Josef Trumpetter berichtete: "Der Grund ist in der politischen Lage zu suchen." Durch die vielen Veranstaltungen und Umzüge im politischen Bereich waren die Sänger zu sehr in Anspruch genommen."
Neben den vielen besuchten Gesangfesten bei befreundeten Vereine waren besondere sängerische Erfolge bei der Teilnahme an Wettstreiten an der Tagesordnung. So, 1921 bei der Vaterländischen Liedertafel in Arnsberg, 1925 bei der Cäcilia in Neheim, 1926 bei Teutonia Hagen und Lätitia Schmallenberg, 1927 beim Sängerbund in Ostwig, 1928 beim Sauerl. Sängerbund in Nuttlar und dem Sauerl. Sängerbund bei der Cäcilia Freienohl , 1930 beim Sauerl. Sängerbund Arnsberg, 1931 beim MGV Fretter, 1932 bei der Concordia in Eversberg und 1933 beim MGV Warstein. 1937 beim Wertungssingen des Sängerkreis Amsberg in Neheim wurde unser Können mit höchsten Benotungen belohnt.
Im Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Il. Weltkrieges feierte die Liedertafel ein , Jubiläumsfest aus Anlass des 70 jährigen Bestehens unter Mitwirkung von 7 Nachbar Vereinen.
Im September 1939 nach Kriegsausbruch wurden die Gesangproben eingestellt und erst nach 6 1/2 Jahren wieder aufgenommen. Sechs Sänger mußten leider im Krieg Ihr Leben lassen.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann das Vereinsleben mit der Generalversammlung am 16.2.1946 im Vereinslokal. Der erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Franz Broichhaus
2. Vorsitzender: Anton, Kathol
Kassierer: Otto Köster
Schriftführer: Hubert Köster
Fähnrich: Albert Schwefer
Fahnenoffiziere: Hans Trumpetter u. Franz Pöttgen
Ausschußmitgl.: Josef Köster u. Norbert Pöttgen
Dirigent: Johannes Kaiser
Es waren Namen, die auch heute noch eng mit der "Liedertafel" in Verbindung gebracht werden. Da jeder Verein von der Militärregierung genehmigt werden mußte, wurde ein Antrag am 22.2.1946 gestellt, der nach mehrmaligem Schriftwechsel am 12.4.1946 genehmigt wurde. Der erste Auftritt war danach mit unserem Schwester-verein Cäcilia am 22.4.1946 beim Osterfeuer. Am 8.9.1946 wurde das erste Gesangfest nach dem Kriege besucht. Der MGV "Concordia" Hüsten feierte sein 60 jähriges Bestehen. Wir haben unsere Teilnahme unter der Voraussetzung zugesagt, daß auch die Transportfrage geklärt ist, da zu der Zeit alle Sonntagsfahrten genehmigungspflichtig waren. Auf einen diesbezüglich gestellten Antrag ist bis heute noch keine Antwort ergangen. Wir sind aber trotzdem auch ohne Genehmigung hingekommen. Es fuhr uns ein "dienstbarer Geist" mit einem offenen LKW bis Sundern, von wo es per Kleinbahn nach Husten ging. Es wurden zwei Lieder vorgetragen: "Dort, wo am Bach die Weiden stehen" und "Genügen in der Heimat". Die Rückfahrt erfolgte dann bei wenig angenehmen Wetter wieder mit dem offenen LKW. Das Vereinsleben entwickelte sich aber weiterhin beachtlich und man trat mit vielen Darbietungen an die Öffentlichkeit: November 1946 Lieder- und Sketchabend im Saal des Hotel Bracht. Noch heute erinnert man sich an die Gebrüder Dick von der Regimentsmusik mit den unvergessenen Franz Broichhaus, Franz Geißer und Norbert Pöttgen. Zu Weihnachten fand eine Weihnachtsfeier für die Kinder unter 14 Jahren der Vereinsmitglieder statt. Der Verein hatte zum Jahresende 118 Mitglieder, davon waren 40 aktive Sänger.
Die Aktivitäten des Vereins setzten sich auch in den folgenden Jahren fort: 1947 Gesangfest in Grevenstein und Gesangwettstreit beim MGV "Frohsinn" Neheim im Kolpinghaus in Hüsten, hier wurden alle ersten Preise in unserer Klasse, einschl. des Dirigentenpreises für Johannes Kaiser ersungen. Auch durch Theateraufführungen machte die Liedertafel auf sich aufmerksam, wie z.B. "Der Henkerssohn und Zigeunerin" , "Das Mädel vom Neckarstrand" oder 1950 "Über Land und MeeC. Das nachstehende Foto zeigt unsere Theatergruppe vom "Mädel vom Neckarstrand". Auch die Währungsreform am 20.6.1948 ging nicht spurlos an unserem Verein vorbei.
In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde zur Auffrischung , hung der Kasse und Rettung des Vereins eine Beitragsnacherhebung von DM 1,00 je Mitglied beschlossen. Somit betrug der Kassenbestand am 31.12.1948 109,96 Deutsche Mark.
Im Oktober 1949 fand in Freienohl ein großes Erntedankfest mit Festzug statt. Die jungen Sänger der "Liedertafel" nahmen eigens mit einem Festwagen,
geschmückt mit Strohgarben und Spruchbändern, daran teil. Da die Brauerei Veltins 1949, nach den entbehrungsreichen Jahren, erstmals wieder das schmackhafte Pils braute, kam dieses bezeichnender Weise auf einem Plakat des Festwagens zum Ausdruck:
"Das Bier aus Grevenstein schmeckt so fein, es soll auch Gerste aus Freienohl drin sein". Auch dieses Ereignis wurde in zwei Fotos festgehalten.
In den folgenden Jahren befand sich die Liedertafel in einem ständigen Aufwind und war aus dem örtlichen Leben nicht wegzudenken. Zum damals 85 jährigem Jubelfest im Mai 1954 war die Liedertafel Ausrichter des Bezirks Leistungssingens des Sängerkreises IV, Obere Ruhr. 16 Gastvereine mit über 600 Sängerinnen und Sänger nahmen daran teil. ' Zum Festkommers Tags zuvor, erfolgte die Weihe der neuen Fahne, unsere derzeitige und nunmehr dritte Vereinsfahne. 50 Jahre hatten sich die Sänger der Liedertafel unter der bisherigen Fahne versammelt. Viele Erfolge, Freuden aber auch zwei Weltkriege und den. Tod von so manchem Sänger b.z.w. Mitglied hatte sie miterlebt.
Aber auch die vielen Konzerte in Freienohl danach müssen Erwähnung finden. Unvergessen ist die 100 Jahr-Feier des Vereins im Jahr 1969. Dem Chor wurde aus diesem Anlass die Zelterplakette durch den Kultusminister des Landes Nordrhein Westfalen verliehen, signiert vom damaligen Bundespräsident Heinrich Lübcke, Auch zum 100 jährigen wurde die Sängerschar auf einem Foto festgehalten.
1969 Seit dem Wiederaufleben des Vereins im Jahre 1946 bis 1971 leitete Johannes Kaiser, der bereits mit 17 Jahren, im Jahr 1927, als Sänger der Liedertafel beitrat, den Chor. Im Jahre 1971 wurde der Chor von Josel Conredel aus Bruchhausen übernommen. Ab 10.10.1974 leitete dann Karl Heinz Bartmann unseren Chor. Dieser wurde 1978 wiederum von Johannes Kaiser abgelöst. Es würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen, alle Auftritte mit Johannes Kaiser aufzuzählen. Allein von 1946 bis 1962 nahm die Liedertafel unter seiner Leitung an 32 Gesangfesten und 17 Wettstreiten teil. Bei den Wettstreiten wurden viele erste Preise errungen oder eine sehr gute Benotung erreicht. Anlässlich eines Freundschaftssingens am 1. u. 2. August 1959 feierte Johannes Kaiser sein 25 jähriges Dirigentenjubiläum mit der Liedertafel. Im Jahre 1984 erhielt er die goldene Chorleiter Ehrennadel mit Schleife vom Deutschen Sängerbund und die Plakette in Gold des Sängerbundes Nordrhein - Westfalen. Franz Broichaus, der nach dem 2. Weltkrieg, im Februar 1946, trotz widriger Umstände, das Vereinleben wieder aktivierte, stand der Liedertafel bis 1969 als Vorsitzender vor. Ihm gelang es den Verein zu festigen und zu einer neuen Blüte zu bringen und schaffte auch den Generationswechsel indem er 12 junge Sänger gewinnen konnte. Sechs davon zählen noch heute zu den Aktiven. Ein großer Rückhalt für den Verein war geschaffen.' Franz Broichhaus wurde für seine 24 jährige Tätigkeit als Vorsitzender 1969 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Von 1970 an leitete Paul Pieper die Geschicke des Vereins bis er 1976 von Andreas Broich abgelöst wurde. Einen neuen Aufschwung erlebte die Liedertafel unter dem Vorsitz von Andreas Broich. Er bemühte sich in besonderem Maße um die Jugend und hat sich für den Zugang von neuen Sängern verdient gemacht hat. Nach 14 jähriger erfolgreicher Arbeit wurde Andreas Broich 1991 zum Ehrenvorsitzenden ernannt und übergab gleichzeitig die Führung des Vereins an Albert Püttmann.
Im November 1980 übernahm Karl-Heinz Oberstadt aus Saalhausen den Chor und leitete ihn erfolgreich bis zur Sommerpause 1993. Unter seiner Leitung erreichte der Chor ein hohes Niveau. So wurden alle Auftritte in einheitlicher Kluft und ohne Notenblätter vorgenommen. Wir erreichten zweimal die Berechtigung zur Teilnahme am Bundesleistungssingen, 1986 in Lüdenscheid und 1988 in Siegen. Leider ist der Titel "Meisterchor" knapp an uns vorbeigezogen. Die Liedertafel ehrte Karl Heinz Oberstadt zu dessen zehnjährigen Dirigententätigkeit bei uns, im Jahre 1990 in Freienohl anläßlich eines Chorkonzertes, an dem 18 Chöre teilnahmen.
Herausragende Aktivitäten waren unter seiner Leitung u.a. 1982 Schallplattenaufnahme aller Oberstadt-Chöre, und das Kreisleistungssingen in Meinerzhagen. 1983 Bezirksleistungssingen in Lüdenscheid, 1984 Ausrichtung eines Gesangwettstreites mit 59 Chören aus Anlaß unseres damaligen 115 jährigen Bestehens. Teilnahme an einem Pokalwettstreit in Wiesenbach, 1985 Pokalwettstreit in Hünsborn, 1986 Bundesleistungssingen in Lüdenscheid, 1987 Pokalwettstreit in Berzahn. Ausrichtung des Kreis- und Bezirksleistungssingens für den Sängerkreis Meschede, 1988 Bundesleistungssingen in Siegen. Pokalwettstreit in Morsbach.. 1989 120 Jahre MGV Liedertafel, 1990 Konzert mit dem Musikverein Freienohl in der Schützenhalle. Wettstreit in Elz und letzter Auftritt mit dem Gründungsjahr "1869" bei unserem Chorkonzert am 10. November in der Schützenhalle, 1991 folgten wir einer Einladung unseres Mitgliedes und heimischen Bundestagsabgeometen Franz Müntefering nach Bonn und erleben dort am 24. u. 25. Oktober Politik vor Ort. 1992 Wettstreit in Siegen und 145 Jahre Liedertafel.
Im Sommer 1993 wurde Karl Heinz Oberstadt nach fast 13 jähriger erfolgreicher Tätigkeit im besten Einvernehmen in einer würdigen Feierstunde verabschiedet. Zur Erinnerung an die gute Zeit bei der Liedertafel erhielt er den Wappenteller der Liedertafel.
Nach der Sommerpause 1993 übernahm Gerd Hesse unseren Chor. Er trat bereits mit 15 Jahren als Sänger der Liedertafel bei und begleitete uns schon unter unserem Dirigenten Johannes Kaiser am Klavier. Die Ablösung des Dirigenten durch einen jungen Sänger aus eigenen Reihen gab dem Verein erneut großen Auftrieb und hat seinen eigenen Stellenwert, insbesondere was die jungen Sänger angeht. Sein besonderes Anliegen ist die Stimmbildung und die Nachwuchsarbeit. Gezielt wird der Chor mit ansprechendem Liedgut an höhere Aufgaben herangeführt. Er verfügt über ein beeindruckendes musikalisches Wissen und Können, das er in den Proben leicht verständlich und gezielt weitergibt. So ist unser Chor allein in Freienohl unter der Leitung von Gerd Hesse bereits fünf mal erfolgreich aufgetreten.
1994 Beim Gemeinschatskonzert mit dem Musikverein in Freienohl und unserem großen Chorkonzert unter Mitwirkung von 20 Chören, 1995 100 Jahre MGV Cäcilia Freienohl, 1995 Teilnahme an der Robert-Stolz-Gala, aus Anlass des 150 jährigen Bestehens der Sparkasse Meschede in Chorgemeinschaft mit dem MGV "Liederfreunde" Olpe. 1996 30 Jahre Frauenchor Harmonie. Besonderen Anklang findet auch die jährliche Mitgestaltung eines Gottesdienstes aus Anlaß unsers Stiftungsfestes im November.
Daß Jung und Alt gut in einer Gemeinschaft auskommen können, beweist die Liedertafel. Vorstand und Chorleiter sind stets bemüht, interessierte junge Männer an den Gesang heranzuführen und für unseren Chor zu gewinnen. Das dieses bisher gut gelungen ist, sieht man, wenn der Chor auf der Bühne steht und neben den älteren Sänger auffällig viele Jugendliche zu sehen sind.
Heute zählt die Liedertafel insgesamt 350 Mitglieder, davon 45 Ehrenmitglieder. In den letzten 10 Jahren wurden von den heute 61 aktiven Sänger bereits 22 Jungsänger, für 5 bzw. 10 jährige aktive Singetätigkeit, vom Sängerbund Nordrhein Westfalen ausgezeichnet.
Heute hat der Chor ein Durchschnittsalter von 39 Jahren. Wenn die Vereinsführung, Chorleiter und Sänger so weiter arbeiten, ist es um die Zukunft der Liedertafel gut bestellt.
Liedertafel Freienohl
Auf´m Hahn 22
D-59872 Meschede-Freienohl
Proben finden montags von 19:30 Uhr - 21:00 Uhr im Königssaal der Schützenhalle Freienohl statt.